Am Nachmittag machen wir uns auf den Rückweg zum örtlichen Fischereihafen, als eine große Gruppe von Orcas in den Fjord stürmt. Die Tiere beginnen energisch, im Wasser unweit unseres Bootes zu kreisen. In meiner Aufregung vergesse ich die intensive Kälte, die ich vorhin beim vorsichtigen Hineinschlüpfen in die dunkle, salzige Umgebung gespürt habe. Es sind etwa 200 Meter Wasser unter mir, und etwas weiter vorne ein riesiger Heringsschwarm. Während ich einen gewissen Abstand zur Jagd halte, beobachte ich die großartige Zusammenarbeit zwischen den Orcas, wie sie den Heringsschwarm effizient zu einem engen Köderball zusammentreiben. Sie tun dies, indem sie die Fische kreisen lassen, Blasen ausblasen und ihre weißen Bäuche zeigen, um ihre Beute zu erschrecken – eine Technik, die Karussellfütterung genannt wird. Diesmal bin ich jedoch überrascht, als ich sehe, wie die Orcas plötzlich den gesamten Köderball, für den sie so hart gearbeitet haben, verlassen. Normalerweise würden sie in diesem Stadium anfangen, den Hering zu betäuben und zu fressen, aber stattdessen halten alle Orcas jetzt Abstand, schweben im Wasser und schauen nur auf den engen Fischball, den sie geformt haben.
„-Was jetzt?“, frage ich mich, während ich die Szene aus geringerer Entfernung beobachte. Plötzlich beginnen die Heringe, direkt auf mich zu zuschwimmen. Ich versuche mein Bestes, um Abstand von dem sich schnell bewegenden Fischschwarm zu halten, aber da sie so viel schneller sind als ich, finde ich mich bald von ihnen umringt. Es geht alles so schnell, die Heringe um mich herum geraten in Panik, als riesige Mengen von Blasen aus der Tiefe aufsteigen. Ich begreife, was gleich passieren wird, aber es ist zu spät, um zu entkommen. Ich halte mich an meiner Kamera fest und versuche, beide Beine und Arme dicht am Körper zu halten. Ich spüre und sehe, wie das Wasser vor Blasen kocht und die Fische in Panik geraten und versuchen, in alle Richtungen zu entkommen. Das ist der Moment, in dem die großen Giganten mit ungeheurer Kraft und Geschwindigkeit aus der Tiefe auftauchen und mit ihren riesigen, weit geöffneten Kiefern an die Oberfläche kommen. Völlig außerirdisch finde ich mich inmitten von lungenatmenden Buckelwalen wieder!!! Diese bis zu 15 Meter langen Bartenwale haben sich gerade die vorherige Arbeit der Orcas zunutze gemacht, um die Fische einzusammeln! Indem sie mit ihren riesigen Kiefern weit aufgerissen durch die Oberfläche schießen, werden die Heringe in einem Zug verschluckt, bevor die massigen Wale wieder ins dunkle Wasser hinabstürzen. So plötzlich, wie die Giganten aufgetaucht sind, verschwinden die Buckelwale wieder in den tiefen Fjord und lassen mich in dem durch ihre kraftvollen Bewegungen verursachten turbulenten Wasser allein zurück. Ohne Zweifel war dies eine Buckelwalbegegnung, von der ich wahrlich nicht zu träumen gewagt hätte!